Empathie ist ein kostbares Gut, welches feinfühlige, hochsensible Frauen in reichem Maße besitzen. Doch oft ist genau das ein Problem. Wir haben zu viel davon. Wir leiden mit anderen mit, statt mit ihnen zu fühlen. Tipps zur Selbstfürsorge, wenn Empathie zur Falle wird.
In diesem Blog erfährst du:
– was man eigentlich unter Empathie versteht
– welche Formen es von Empathie gibt
– was man unter dem Begriff “Empathiefalle” versteht
– warum Empathie besonders für hochsensible Frauen oft zur Falle wird
– Tipps zur Selbstfürsorge
Was versteht man unter Empathie:
Empathie bezeichnet laut Wikipedia die Fähigkeit und Bereitschaft, Empfindungen , Emotionen, Gedanken, Motive und Persönlichkeitsmerkmale einer anderen Person zu erkennen, zu verstehen und nachzuempfinden. Ein damit korrespondierender allgemeinsprachlicher Begriff ist Einfühlungsvermögen.”
Je nach Art und Ausprägung der Empathie kannst du also wahrnehmen, wie sich andere fühlen. Du bist in der Lage nachzuvollziehen, warum sie sich so fühlen und du kannst mit diesen Fähigkeiten einschätzen, was genau der andere in dem Moment brauchen würde.
Formen der Empathie nach Mark H. Davis:
- Kognitive Empathie – Die Denkerinnen unter uns
Menschen mit einer ausgeprägten kognitiven Empathie versetzen sich vor allem gedanklich in die Lage ihrer Mitmenschen. Dabei bewahren sie eine emotionale Distanz und bleiben eher bei sich. Diese Fähigkeit ermöglicht ihnen, sich in die Gedanken und Herausforderungen anderer einzufühlen, ohne dabei die eigene Gefühlswelt zu überfordern. - Affektive oder emotionale Empathie – Die Herzensebene der Empathie
Die affektive Empathie steht im Kontrast zur kognitiven Variante. Menschen mit dieser Form der Empathie fühlen mit anderen mit und spiegeln deren Emotionen wider. Diese tiefe emotionale Verbindung ermöglicht es, Gefühle wie Freude, Trauer und Wut auf einer tieferen Ebene zu teilen und zwischenmenschliche Beziehungen zu vertiefen. - Sozial Empathie – Die Versteherinnen
Die soziale Empathie ist diejenige, die im täglichen Leben am häufigsten verwendet wird. Ist diese Form der Empathie besonders ausgeprägt, versteht man die Lage seiner Mitmenschen, kann sich in sie hineinversetzen und teilt in gewissem Maße deren Emotionen. Im Gegensatz zur affektiven Empathie kann man jedoch eine gewisse Distanz bewahren, ohne dass dieeigene Gefühlswelt vollständig von der des anderen dominiert wird.
Die Empathiefalle – Wenn die Gefühle anderer zu stark in uns werden:
Von der “Empathiefalle” spricht man, wenn man sich durch die Gefühle anderer selbst unwohl fühlt. Diese Falle entsteht, wenn es schwerfällt, die notwendige Distanz zu den Emotionen anderer zu wahren. Dann, wenn die Grenze zwischen den Gefühlen anderer und den eigenen verschwimmt. Vor allem Menschen die ein hohes Maß an affektiver Empathie haben, sind davon betroffen. Gerade für hochsensible Frauen ist es daher wichtig, sich dessen bewusst zu sein und Wege zu finden, um die Balance zwischen Empathie und persönlichem Wohlbefinden zu wahren.
Warum betrifft das eigentlich vor allem feinfühlige, hochsensible Frauen?
Auch dazu gibt es zahlreiche Studien, wie die von Sinclair et al „Empathy and the Pitfall of Compassion”. Diese Studie besagt unter anderem:
Hochsensible haben eine höhere empathische Genauigkeit. Sie können die Emotionen anderer besser erkennen und verstehen. Sie haben weiters auch mehr Mitgefühl und eine höhere Neigung, in die Empathiefalle zu geraten und vom Leid anderer belastet und überwältigt zu werden.
Hochsensible Frauen haben eine hohe affektive Empathie. Das kann sowohl Vorteile als auch Nachteile bringen. Wir können uns besser in andere einfühlen, uns aber auch schneller überfordert oder belastet fühlen. Um eine gesunde Balance zu finden, ist es wichtig, dass wir unsere eigenen Grenzen und Bedürfnisse wahrnehmen und respektieren.
Mehr zu Gefühlen, Grenzen und Bedürfnissen von hochsensiblen Frauen findest du auch in meinem Buch “Liebe herznah- Gefühlsblockaden lösen, echte Nähe zulassen, endlich leben, statt zu funktionieren.”
Hier ein paar Tipps zur Selbstfürsorge
Tipp 1: Bewusste Selbstreflexion und Abgrenzung üben
Für Frauen, die dazu neigen, in die Empathiefalle zu tappen, ist es entscheidend, bewusste Selbstreflexion zu praktizieren. Nimm dir regelmäßig Zeit, um deine eigenen Emotionen zu überprüfen und zu erkennen, ob sie von den Emotionen anderer überlagert werden.
Fragen zur Selbstreflexion:
Sind das meine Emotionen oder die der anderen?
Wie kann ich emotionale Distanz bewahren, ohne dabei mein Mitgefühl und Verständnis zu verlieren?
Wie kann ich meine Gefühle von den Gefühlen der anderen Person abgrenzen?
Tipp 2: Klare Kommunikation und Grenzen setzen:
Um dich zu schützen, ist es wichtig für dich, klar zu kommunizieren und deine persönlichen Grenzen zu etablieren. Du solltest dich nicht davor scheuen, deine eigenen Bedürfnisse und Gefühle klar auszudrücken. Dies kann beinhalten, anderen mitzuteilen, wenn du eine Auszeit benötigst, um dich zu regenerieren. Wenn du merkst, dass deine eigenen Emotionen von den Gefühlen anderer überwältigt werden, sprich es an und sorge für ein wenig Abstand. Durch offene und ehrliche Kommunikation kannst du sicherstellen, dass deine Bedürfnisse respektiert werden, während du weiterhin einfühlsam bleibst.
Dem Thema Grenzen ist übrigens ein ganzer Schwerpunktmonat meiner Membership “Nah bei dir” gewidmet.
Tipp 3: Entwickeln von Stressbewältigungsstrategien:
Wenn du dazu neigst, von den Gefühlen anderer überwältigt zu werden, kannst du von Stressbewältigungsstrategien profitieren. Egal ob Meditation, Atemübungen, Yoga oder andere Entspannungstechniken. Durch regelmäßige Praxis solcher Techniken stärkst du deine eigene emotionale Stabilität. Je stabiler du bist, umso besser kannst du mit den täglichen emotionalen Belastungen umgehen. Selbstfürsorge als notwendige Voraussetzung, um anderen auf nachhaltige Weise weiterhin unterstützen zu können.
Durch die Anwendung dieser Tipps kannst du sicherstellen, dein Einfühlungsvermögen auf eine gesunde Weise zu kultivieren. Und das ohne in die Falle der Empathie zu geraten. Die Fähigkeit, mitfühlend zu sein, ohne mitzuleiden ermöglicht es uns, auch gut für uns selbst zu sorgen.
Hör gerne auch in die Folge 36 meines Podcasts Spür:Sinn zu diesem Blog rein!
Mag. Alexandra Gillich-Brandstätter ist unter anderem Autorin, Lebens- und Sozialberaterin, Systemischer Coach und Mentaltrainerin. Ihre Expertise ist die Lösung von Gefühlsblockaden. Du erreichst sie unter www.alexandragillich.at