Zu viel affektive Empathie kann krank machen.

Affektive Empathie, also das starke Mitfühlen mit anderen kann zur Falle werden. Darüber habe ich bereits in meinem Blog: Wenn Empathie zur Falle wird geschrieben. Eine neue Studie bestätigt nun die These, dass vor allem affektive Empathie in Konfliktfällen mit erhöhten Entzündungswerten einhergehen kann.

Was ist affektive Empathie

Affektive Empathie bedeutet, dass man nicht nur die Gefühle anderer versteht, sondern diese auch selbst intensiv mitempfindet. Diese Form der Empathie schafft eine tiefe emotionale Verbindung zu anderen Menschen.

Im Gegensatz dazu steht die kognitive Empathie, bei der man sich gedanklich in andere hineinversetzen kann. Die soziale Empathie vereint beide Aspekte. Man kann sich gedanklich in andere hineinversetzen und sich in sie einfühlen. Bei dieser Form kann man jedoch eine gewisse Distanz zu den Gefühlen anderer bewahren.

Empathiefalle

Von einer Empathiefalle spricht man, wenn man sich so sehr in die Gefühle anderer hinein versetzt, dass man sich selbst schlecht fühlt, wenn andere leiden.  Das passiert, wenn es schwerfällt, die notwendige Distanz zu bewahren. Die Grenze zwischen den eigenen Gefühlen und denen der anderen verschwimmt dann.

Hochsensible Frauen und affektive Empathie

Studien zeigen, dass feinfühlige Frauen eine besonders hohe empathische Genauigkeit haben. Sie können die Gefühle anderer nicht nur besser erkennen und verstehen, sondern fühlen auch stärker mit.

Das führt jedoch auch dazu, dass sie leichter in die Empathiefalle geraten und sich von den Emotionen anderer überwältigt fühlen.

Wir können uns also besser in andere einfühlen, sind aber gleichzeitig schneller überfordert oder belastet durch die Emotionen anderer.

Studie stellt Zusammenhang her

Eine neue Studie unter der Leitung von Hanna Schreier. veröffentlicht  in der Zeitschrift “Brain, Behaviour, and Immunity” untersuchte bei 106 Kinder im Alter von 7-9 Jahren, den Zusammenhang ihrer Empathie und der Erhöhung von Entzündungswerten aufgrund von innerelterlichen Konflikten.

Die Studie erforschte, wie diese Kinder Konflikte zwischen ihren Eltern wahrnahmen und ob sie sich dabei bedroht oder sich sogar schuldig daran fühlten. Im Fragebogen konnten die Kinder auch angeben, ob es ihnen leid tat, wenn andere traurig waren und wie sehr sie sich um die Gefühle anderer kümmern.

Zusätzlich wurden Blutproben der Kinder auf Entzündungsmarker wie CRP und IL-6 untersucht.

Ergebnisse der Studie:

Die Studie fand heraus, dass Kinder mit stark ausgeprägter Empathie, bei Konflikten ihrer Eltern, eine höhere Neigung zu Entzündungen aufwiesen.

Besonders eine hohe affektive Empathie verstärkte die negativen Auswirkungen von familiären Konflikten auf die Gesundheit der Kinder. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass empathische Kinder frühzeitig lernen, wie sie mit den Emotionen anderer umgehen können, ohne sich selbst zu überfordern.

Was bedeutet das für uns?

Es wird oft zu wenig darüber gesprochen, wie belastend es sein kann, die Emotionen anderer ungefiltert zu übernehmen. Gerade feinfühligen Kindern sollten wir daher schon frühzeitig beibringen, wie sie sich besser abgrenzen können. Doch nicht nur Kinder, sondern auch viele feinfühlige Erwachsene haben ein Problem damit, sich vor übernommenen Gefühlen zu schützen. Dem Thema Grenzen ist daher auch ein ganzer Schwerpunktmonat meiner Membership “Nah bei dir” gewidmet.

Mit anderen mitzufühlen und ihnen zu helfen, ist wunderschön. Wenn wir jedoch die Gefühle anderer vollständig übernehmen, kann das auf Dauer unserer Gesundheit schaden.

Ein wenig mehr Abstand zu den Gefühlen anderer und mehr Nähe zu unseren eigenen Emotionen würde uns guttun.

Mag. Alexandra Gillich-Brandstätter, Autorin des Buches Liebe herznah, ist Psychosoziale Beraterin, Familiencoach und Paarberaterin. Ihre Expertise liegt in der Lösung emotionaler Blockaden. Du erreichst sie unter www.alexandragillich.at.

Nachhören kannst du diesen Blog auch im Podcast “Spür:Sinn- der Podcast für feinfühlige, empathische Frauen” Folge 66